Kommentar: Die Kochanweisungen in Michaels Hausbuch entsprechen einem gehobenen Haushalt. Die verwendeten Lebensmittel waren hochwertig und bedienten den Anspruch der Klasse, zu der Michael gehörte. Ob sie im Haushalt der Sippe Jude so verzehrt wurden, ist nicht belegbar. Ich vermute, dass Michael die Kochanweisungen gesammelt hat, sie ihm vielleicht von der Familie Rebstock gegeben wurden und auch der Spielmann König vom Odenwald daran beteiligt war, denn König hat sein Markenzeichen hinterlassen.
Einige der Handlungsanweisungen finden wir nach dem Verschwinden des Hausbuches bei den Ordensrittern wieder, in anderen Klosterkochbüchern und Handschriften. Leider sind alle nicht aufschlussreicher als im Hausbuch. Ohne Glossar ist viel missverständlich. Es beginnt bei den Maaßen, die fraglos vorhanden sind. Viele Hobbyköche die sich an den Rezepten versuchen und sie für ihre Mittelaltervereine umsetzen, verstehen auch einige Begriffe verkehrt. Im Mittelalter kannte man noch keine Presshefe, Fladen, Krapfen, Pasteten entstanden aus gesäuertem Teig.
Ganz taffe Leute sind der Meinung, dass im Leone-Buch die erste Erwähnung der „Arme Ritter“ Speise zu finden wäre. Nein, ganz bestimmt nicht. Im Mittelalter verstand man unter „Arme Ritter“ etwas anderes, als in Eiermilch eingeweichte Weißbrotstullen. Wer die Handlungsanweisung richtig liest, sieht, dass es Arme Rittler heißt. Ich denke, das ist kein Schreibfehler. Zu dem Gericht als solchem würden auch keine Milchbrotbemmen passen. Was sich aber findet, ist eine frühe deutsche Zubereitung von Pizza und Andoulettes, Gekrösewurst. Leider gibt es keine früheren Aufzeichnungen, die belegen können, seit wann die Gekrösewurst in der deutschen Küche auf den Tisch kam. Es gibt bei Leone viele Krapfenspeisen, erwähnenswert ist dabei, dass sich keine Anweisung zu Krummen Krapfen findet. Alle Krapfen sind gefüllt. Man könnte daraus schlussfolgern, dass diese krummen Krapfen unter dem Niveau von Leone und seinem Umfeld waren, also mehr eine Bauernspeise.